Tour Transalp 2024, 3. Etappe Moena – Primiero

VonMarco

Tour Transalp 2024, 3. Etappe Moena – Primiero

Dienstag, 3. Etappe:

Die ersten 18 km des Tages waren heute wegen etlicher Ortsdurchfahrten und Baustellen neutralisiert hinter dem Führungsfahrzeug. Das war dann zum Einrollen vom Tempo her recht angenehm, zumal sich meine Beine 10 km lang überhaupt nicht „automatisch“ bewegt haben, sondern wirklich jeder einzelne Tritt ganz bewusst angesteuert und ausgelöst werden musste – aber das gab sich zum Glück.

Als die Straße nach rund einer Stunde von sanft steigend auf „richtiger Berg“ überging rollte Julia nach vorn und dann das gleiche Spiel wie gestern:

Bergauf fährt die Kleene den alten, dicken Mann ganz locker aus den Schuhen.

Oben auf der Passhöhe des Fedaia bei der ersten Verpflegung sahen wir uns kurz wieder und Julia rollte schon in die Abfahrt, während ich mich noch stärkte.

Die Abfahrt war dann richtig schön: Ringsherum feinstes Dolomiten-Panorama, breite Straße mit gutem Belag, einsehbare Kurven und Serpentinen – eine echte Rennrad-Funstrecke, auf der es dann auch mal in den Bereich >80 km/h ging.

Auf dem Weg ins Tal habe ich dann Julia wieder eingesammelt und in kleinen Grüppchen ging es bei allmählich ausflachender Strecke weiter – leider auch mit „der Konkurrenz“ im Schlepptau: Fahrerin Nina aus dem nur wenige Minuten hinter uns liegenden Mixed-Team war auch dabei.

Ab Cencenighe stieg die Straße dann wieder – erst sanft, dann kräftiger und die beiden Damen fuhren mir weg.

In Falcade war ich dann dank Baustellenampel wieder dran und auch Urs war dabei – so kamen wir zur 2. Verpflegung am Beginn des Passo Valles.

Der war mit teilweise rauhem Asphalt und wechselnden, teils Kräftigen Steigungsprozenten auch nicht gerade mein Liebling und die beiden Damen waren wieder schnell außer Sichtweite und Urs fuhr 500 Höhenmeter vor der Passhöhe links raus: Helfen konnte ich ihm mit nichts, aber nach eigenem Bekunden war er „durch für heute“ – okay, sowas hatte ich letztes Jahr auch schon von ihm gehört, Dank seiner Zähigkeit darf man das nicht wörtlich nehmen.

100 Höhenmeter vor der Passhöhe rollte ich an Oliver, dem männlichen Part unseres“Konkurrenzteams“ vorbei.

Auf meine Frage „Na, hat die deine Lady auch abgestellt?“ gab er sich zwar betont lässig, aber einen wirklich frischen Eindruck machte er nicht mehr. War das vielleicht die Gelegenheit, heute in der Wertung den Vorsprung zu vergrößern?

Ich kurbelte so gut ich konnte weiter, aß und trank fleißig und fuhr freudig in die Abfahrt des Valles. Auf halber Strecke fuhr ich die Damen auf und da die Abfahrt auch sehr schön zu fahren war, entschied ich kurzerhand mich nicht vor die beiden zu setzen und eine Linie vorzugeben sondern „zog durch“ und ging mit etwas Vorsprung in den Schlussanstieg des Passo Rolle. Der macht seinem Namen alle Ehre und rollt wirklich schön mit mittlerer Steigung und gutem Belag.

Die Hoffnung war, dass die Damen am Ende kurz vor mir über die Zeitmessung Rollen und ich einen Vorsprung vor Oliver ins Ziel bringe.

Peu a peu robben sich die beiden Mädels auch von hinten heran, beim Blick zurück und hinunter war von Oliver nichts zu sehen.

Wie durch ein Wunder konnte ich tatsächlich bis ganz oben noch ein paar Meter vorn bleiben. Oliver kam über 4 Minuten später, so dass wir den Gesamtvorsprung auf über 10 Minuten ausbauen konnten.

So sind wir heute wieder 11. des Tages und weiter 11. der Gesamtwertung.

„Urs ich habe fertig“ kam dann als Tages-20. in Ziel und ist nun Gesamt-19.

 

Dittmar ist jetzt voll im Flow und hat sich mit einem langen Zielsprint mit Überraschungsmoment den 3. Platz des Tages gesichert und bleibt damit auch weiterhin Gesamt-Dritter.

 

 

Etappe 3: Moena/Val di Fassa – Primiero/San Martino di Castrozza wie die TOUR sie beschreibt:

Und wieder ein Tag in den Dolomiten zum Zunge schnalzen. Passo Fedaia, Passo Valles und Passo Rolle lassen keine Fragen aufkommen. Sportlich und landschaftlich spielt auch diese Etappe in der Ehrenkategorie.

Großes Dolomitenkino 2. Akt: Und weiter geht’s mit Bergpanoramen der Extraklasse. Der nächste Tag in den Dolomiten bringt die Bildverarbeitung im Gehirn wieder kurz vor den Systemabsturz, weil die Sinneseindrücke in dieser gewaltigen Kulisse kaum fassbar sind. Allerdings bleibt zunächst etwas Zeit, sich darauf vorzubereiten, wenn es erst einmal leicht ansteigend im Fassatal losgeht. Von Moena führt die Talstraße wieder zurück nach Canazei, wo der Anstieg zum Passo Fedaia beginnt. Der war zuletzt 2012 Teil der Transalp. Da wurde es aber auch mal wieder Zeit, diesen besonderen Pass in die Strecke einzubauen. Keine Straße kommt nämlich dem breiten Rücken der Marmolada so nahe. Näher kommt man mit dem Rennrad dem höchsten Punkt der Dolomiten (3343 m) nicht.

Am Pass beginnt die rassige und schnelle Abfahrt über die Malga Ciapela hinab nach Caprile, von wo die Straße flach hinaus führt nach Alleghe und dem Lago di Alleghe. In seinem Wasser spiegelt sich die breite Wand der Civetta, eine der mächtigsten Wände dieser Gebirgsregion. Die Hauptstraße fällt im Tal nun weiter ab bis in Cencenighe der tiefste Punkt dieser 3. Etappe erreicht wird. Auf der Abfahrt dahin heißt es Kräfte sammeln, denn jetzt stehen 1300 Höhenmeter Anstieg über Falcade hinauf zum Passo Valles auf dem Programm. Bald werden die Gipfel der Pale di San Martino größer und größer und je mehr man sich den schroffen Zacken nähert, desto mehr ziehen sie einen in ihren Bann. Um ihnen ganz nahe zu kommen, muss man sich aber in Geduld üben, denn vom Passo Valles führt die Straße erst noch einmal hinab.

Erst wer den 400 Höhenmeter-Schlussanstieg gemeistert hat, kann am Passo Rolle nach den Pale di San Martino greifen, besonders nach dem Cima della Vezzana, dem Eckpfeiler der Gebirgsgruppe und mit 3192 Metern Höhe deren höchste Spitze. In deren Schatten schlängelt sich die Pass-Straße hinab nach San Martino die Castrozza. Und an diesem Tag lassen einen die Dolomiten nicht mehr los, denn über San Martino erheben sich deren Gipfel so mächtig, dass es schwer fällt, den Blick von ihnen abzuwenden.

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Marco editor