Bericht aus der Hobby-Klasse: Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 6. Lauf: Kaltenkirchen

VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 6. Lauf: Kaltenkirchen

Der 6. von 11 Läufen des Stevens-Cups: Irgendwann im Rennen wird heute also „Bergfest“ sein.

Beim Plausch mit Michael klagte ich noch über meinen gefühlten „Phantom-Schmerz“ wegen der in dieser Saison fehlenden M&M-Battles™ – nichts ahnend, dass sich heute ein ganz anderes Battle ergeben würde, das auch noch für ganz andere Schmerzen sorgen sollte.
Wegen diesem „6-Runden-Feuerwerks-Battle“ möge man mir bitte nachsehen, falls ich das eine oder andere Ereignis einer falschen Runde, Reihenfolge oder Streckenabschnitt zuordnen sollte. Das ist dann der „anaeroben Amnesie“ geschuldet:
Wenn jedes einzelne O²-Molekül in den Muskeln verfeuert wird, bleibt halt niCX mehr für´s Gehirn übrig …

Apropos „Bergfest“: Schon bei der Streckenbesichtigung war mir klar, dass die 4 bergauf führenden Passagen mir heute früher oder später (vermutlich schon früher …) den Zahn ziehen würden.

Nummer 1 unverändert zum Vorjahr: Gleich nach dem Start aus der Grube und hinauf zum festen Fußweg. Nun aber nicht „ebenerdig“ rüber zum im letzten Jahr neu hinzugefügten Streckenteil, sondern nach wenigen Metern eine Rechtsschleifen, wieder in schneller, langer S-Kurve ganz hinunter „auf Höhenmeter-Anfang“ (das hat richtig Spaß gemacht), eine kleine fiese Bergaufschikane (Nummer 2), wieder bergab um sich dann sehr mühevoll wieder zurück ganz nach oben (Nummer 3) zum festen Weg empor zu arbeiten.

Erst jetzt ging es rüber zum neuen Streckenabschnitt, der eben bis auf die fehlenden Baumstämme unverändert blieb. Sprich: Hier wartete auch nach Schräghang-Abfahrt und Linksknick der kurze, aber scharfe Bergauf-Stich (Nummer 4), den ich immerhin gleich auf Anhieb hochfahren konnte. Im weiteren Verlauf war dann nur die Streckenführung im 3-teiligen Sandkasten mit der anschließenden Doppel-Schikane leicht verändert.

Trotz Regen an den vorhergehenden Tagen waren die Bodenverhältnisse durchweg griffig. An sich war ich mit den montierten Limus damit overdressed, aber an den „Stichen Nummer 2 & 4“ war der mächtige Hinterrad-Grip sehr willkommen (2) bzw. bitter nötig (4) und in mancher engen Kurve waren die bissigen Schulterstollen auch sehr hilfreich. Im losen Sand hingegen war so viel Profil wiederum hinderlich, aber irgendwas ist ja immer.

Am Start wurden Jörg und ich wieder als erstes aufgerufen. Anders als im Vorjahr, als noch 40 Teilnehmer am Start waren, standen dieses Mal „nur“ deren 24 in den Starterlöchern – da merkt man doch jedes Mal die diesjährige Abwanderung in den Lizenzbereich wegen der anstehenden Masters-WM.

Klaus und Jörg kamen auf dem ersten Metern am besten ins Rollen, wobei Jörg wieder etwas zögerlich auf die 180° Kehre zu fuhr – also blieb ich noch ein bisschen länger „auf dem Gas stehen“ und klebte mich an Klaus‘ Hinterrad. Leider nicht wirklich lange: Schon im ersten kräftezehrenden Wiesen-Aufstieg ging allmählich eine kleine Lücke auf, oben auf dem festen Weg zogen dann Luigi und Jörg vorbei und gingen vor mir in die Abfahrt.

Bei langen „Wiederaufstieg“ kurbelten erst Sebastian und dann Hinnerk an mir vorbei – toll: Das Rennen erst wenige hundert Meter alt und schon bis auf Platz 6 zurückgefallen.

So ging es rüber zum neueren Teil der Strecke und dem Schräghang des Grauens: Hier war Luigi zu ungestühm hineingefahren und gestürzt.

 

So ging es erstmal im dichten Paket mit Sebastian, Hinnerk, Luigi, mir und dahinter Gerrit durch die Schleifen und über die Wiese.

Klaus war da schon praktisch uneinholbar enteilt:
Der hatte heute offenbar keine Lust auf enge Zweikämpfe und gleich von Beginn an die Entscheidung gesucht.

Sebastian und Hinnerk gaben jedoch so viel Gas, dass sie sich schon in der ersten Runde von uns anderen Dreien absetzen konnten.

Ich glaube schon bei der zweiten Passage der Bergauffahrt Nummer 3 zog Gerrit an mir vorbei, ich lag nur noch auf Platz 7: In den Abschnitten, auf denen es um hohe Wattwerte ging, hatte ich Gerrit nicht viel entgegen zu setzen. In manch einer anderen Ecke gelang es mir jedoch durch Fahrtechnik wieder Boden gut zu machen.
Im Schräghang hatte Gerrit immer etwas mehr Mühe, hier konnte ich mich wieder vorbei schieben.

Ich glaube es war dann in der Sandkiste, als Luigi erneut zu Fall kam und ich und Gerrit vorbeikamen und gleich einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte: Somit dauerte das Triell nicht sehr lang und es war die Geburtsstunden des H&H-Battles™: Holland vs. Holstein.

Durch die recht große MC Pirate-Community bekam Gerrit an einigen Stellen der Strecke Anfeuerungsrufe, so auch in der Anfahrt zur Schräghang-Rampe: „Gerrit, du bist dran.“ Mit letztem Atem rief ich zurück „Dran ist noch nicht vorbei!“ – ein paar kleine Psycho-Spielchen gehören halt dazu.

So hechelte ich also mit dem Pink-Shadow im Nacken weiter über den Kurs und in der 4. Runde hatte ich sogar die Hoffnung, dass wir den vor uns fahrenden Sebastian noch einholen könnten, denn sein Abstand war deutlich geschrumpft. Vermutlich hatte er aber zwischendurch nur ein bisschen Kräfte gespart, denn in den folgenden Runden wuchs der Abstand wieder, der Platz 4 enteilte uns also Meter für Meter. Andererseits blieb die Lücke nach hinten zu Luigi und dahinter Kay ziemlich konstant, so dass wir das H&H-Battle™ um Platz 5 unvermindert weiter ausfechten konnten.

Mit dem Sand, speziell in der mittleren Sandkiste, hatte ich während des Rennens meine liebe Mühe; nur jede zweite Runde gelang einigermaßen.

Nachdem es in der Runde gut klappte ich ich mit Vorsprung in die folgenden Schikanen fuhr, (angefeuert von Sonja: „Ja, los: Du kannst dich absetzten!“) patzte ich in der 2. Schikane und kam fast zu Sturz. Aber eben nur fast: Gerade eben konnte ich es vermeiden, stieß dabei aber sehr hart mit dem linken Knie am Vorbau an. (Sonja: „Nee, so klappt das nicht!“) Ich war zwar noch vor ihm, musste aber sehr kräftig durchatmen, um den Schmerz wegzuhecheln.

Die vorletzte Runde fuhr Gerrit dann wieder hinter mir und konnte sich weiterhin genüsslich anschauen, wo es bei mir lief und wo nicht.

Als ich in dieser Runde vor Gerrit in die Sandkiste fuhr und dort vom Rad runter musste, zwang ich ihn hinter mir damit auch zum Absteigen. Nun aber gab es eine Lehrstunde „Triathlet vs. reiner Radfahrer“: während ich mich laufend wie eine Schildkröte durch die Sandkiste bewegte, zog rechts ein Hase vorbei.

Danach wieder rauf auf die Räder, scheuchten wir durch die beiden engen Bergauf-Bergab-Schikanen, wo Gerrit dieses Mal patzte und zu Boden ging. Mangels Platz kam ich nicht vorbei, aber Gerrit war schnell wieder auf dem Rad und Richtung Start-Ziel überholte ich ihn wieder – Glocke zur letzten Runde.

Nun wieder der eklig-kraftzehrende Aufstieg:
Hier war ich darauf bedacht, nicht zu überziehen und mit den letzten Kräften hauszuhalten, was Gerrit wieder zum Überholen nutzte und auch gleich eine Lücke zwischen uns entstand.

An der folgende Bergab-Schleife hatte ich aber an diesem Tag meine wahre Freude gefunden und Runde für Runde konnte ich das Rad dort schneller laufen lassen – Bremse anzupfen war irgendwann gar nicht mehr nötig. Und so war ich dann auch ruck-zuck wieder direkt an seinem Hinterrad.

Bei der folgenden Bergauf-Fahrt war es dann vorbei mit Kräfte einteilen: All-In, einfach irgendwie dranbleiben!

Zum letzten Mal ging es den Schräghang runter und wieder rauf: Gerrit strauchelte, war aber schnell runter vom Rad und schob es bergauf. Ich fuhr auch zum sechsten Mal hier hinauf – allerdings nicht schnell genug, um überholen zu können.

Dann oben im Formationsfug über die Wiese und hinein zum letzten Mal in die Abfahrt des fester Fußwegs hinab Richtung Depot: Kette rechts, ich setzte links zum Überholen an.
Aber Gerrit ist aufmerksam und hält dagegen: Keine Chance für mich, hier ohne Auspacken der Brechstange vorbei zu kommen.

Aber irgendwas MUSS ich versuchen: Wenn er auch durch den Sand und die Schikanen vor mir bleibt, dann wird er mit seiner Mehr-Leistung auch das restliche Stück Wiese und Weg bis ins Ziel vor mir bleiben.

Es geht also hinein ins zackige Geschlängel hin zur Baumschikane und durch die kleine, mit Wurzeln gespickten Senke. Dann meine letzte Chance: Auf dem Stückchen festen Weg hin zur Sandkiste lässt es Gerrit eher ruhig angehen und ich gebe Vollschub: Vorbei! Dann Tempo stehen lassen auf den 90°-Knick zu, bremsen auf der letzten Rille und mit maximalen Schwung durch die Kurve. Jetzt bergab zum Ufer nochmals Schwung mitnehmen, rum um den nächsten Rechtsknick und durch den ersten, harmlosen Teil der Sandkiste. Jetzt denke ich „Matchball: Wenn ich mit ordentlichem Vorsprung durch den Sand und heil durch die Schikanen komme, dann habe ich ihn.“

Da die zweite Sandpassage bisher nicht immer geklappt hat (und damit ohne den Schwung auch der 3. Teil nicht), wähle ich dieses Mal eine andere Linie als in den 5 vorherigen Runden: „Alles oder nicht, Pokal oder Spital, Sieg oder Niederlage!“

Gut, ganz so dramatisch war es nicht, aber: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“

Also mit Vollschub hinein und hindurch durch den 2. Teil des Sandes, mit Schwung und Kraft wühle ich mich auch durch den ansteigenden 3. Teil der Sandkiste. Dann hinein in und konzentriert durch die doppelte Schikane und ab da ist es nur noch Schlusssprint. Der Blick zurück zeigt: Ganz viel Tageslicht, ich habe meinen Battle-Partner tatsächlich abgehängt.

Mit einem lauten „JAAAA!“ geht es über die Ziellinie und danach sinke ich direkt zu Boden: LUUUU-FT!

Gerit rollt auch ins Ziel und hilft mir wieder auf die Beine – was für ein Spaß, was für ein Fight; das war seit langer Zeit (Harburg 2021?) das mit Abstand härteste aber unterhaltsamste Rennen!

Und weil wir 6 lang quasi unzertrennlich waren, ging es auch im Doppelpack zu den Sanitätern, um die Schmarren an unseren linken Knien verarzten zu lassen.

Auf dem Podium landeten Klaus, Jörg und Hinnerk; Sebastian konnte unbedrängt als 4. über die Linie fahren.

Die leicht verfeinerte Strecke der Kattenberger war ein feines und würdiges Schlachtfeld dafür: Habt ihr wieder einmal richtig gut gemacht!

Weniger gut sind leider die Folgen, mit denen ich im Moment herumlaboriere: Trotz viel Salben und Kühlen ist das linke Knie dick und unbeugsam. Am Montag ging es noch halbwegs, heute ist es aber richtig schlecht und ich fange an mir Sorgen um die Starts am kommenden Wochenende zu machen – ich hoffe inständig auf eine Art Wunderheilung.

Bilder von Michael Richter (aka. Mike667, https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/10/31/stevens-ccc-kaltenkirchen-29-10-2023/ ) und dem RSC Kattenberg (https://www.rsc-kattenberg.de/fotos/).

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