Bericht aus der Hobby-Klasse: Trek Cyclocross Serie 22/23, 2. Lauf: Nieuwjaars-Cross

VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Trek Cyclocross Serie 22/23, 2. Lauf: Nieuwjaars-Cross

 

NIEUWJAARSCROSS – 1. Rennen des neuen Jahres und 2. Lauf der „Trek Cyclocross-Serie“. Nach dem mehrtätigen und ergiebigen Regenfällen der vergangenen Woche war ziemlich klar, dass es eine Matsch-und-Modder-Party werden würde.

Das Prozedere mit der festen Trainingszeit von 12:30 Uhr bis 13:00 Uhr war mir heute einfach zu blöd: Auch wenn es nicht kalt und von oben trocken war, hatte ich überhaupt keinen Bock darauf, danach noch 2 Stunden auf den eigenen Start zu warten, zumal ich mich nicht so richtig fit fühlte – so eine Mischung aus winterlichem Lichtentzug, Schlappheit und dem Wunsch, Winterschlaf zu halten.

Also kam ich erst kurz nach 14 Uhr vor Ort an, traf gleich auf Martin – heute waren wir die einzigen Vertreter unseres Team, Jörg & Julia waren dieses Mal nicht dabei. Ist halt wie bei den internationalen Teams und Stars: Die Top-Fahrer dürfen sich auch mal eine Pause gönnen während die 2. Garnitur auch bei den kleineren Wettbewerben ran muss.

Erstmal machte mir zu Fuß ein Bild von der Strecke. Im vorderen Teil ging es noch einigermaßen, im hinteren und mittleren Teil war es wie erwartet – die Limus steckten also völlig zu Recht im Rad. Danach noch ein bisschen auf der Straße warmfahren und dann kam es auch schon zur Startaufstellung:

Die Reihenfolge war genau umgekehrt wie in Großensee: Vor durften die Hobby-Männer (18-39 Jahre, 16 Starter) Platz nehmen, dahinter die Hobby-Masters (Ü40 bis open end, 36 Starter); gestartet wurden beide gleichzeitig im großen Pulk.
Der Startaufstellungs-Gott hatte es aber irgendwie nicht gut mit mir gemeint: Ein wirkliches System der Reihenfolge war nicht erkennbar; allerdings war erkennbar, dass mehr als 40 Leute formatfüllend vor mir standen.

Bei so vielen Reihen schleißen sich eigentlich Lücken sofort wieder, aber heute aber glücklicherweise doch nicht alle und sofort. So konnte ich dann auf der Startgeraden und nach dem Rechtsknick bergauf doch noch einige Plätze gut machen.
Beim fast 180°-Knick auf den Single-Trail Schräghang gab es natürlich wie immer Stau, aber hier konnte ich mich noch einigermaßen schadlos halten und kam sogar am weit vor mir einsortierten Martin vorbei.

Der Übergang zur Bergauffahrt war wie viele Ecken in der ersten Runde noch holperig: Im noch dichten Verkehr hat man halt immer die A-Karte, wenn die Vorderleute ins Straucheln und Stochern kommen. Die beiden Linien der langen Bergaufpassage waren glücklicherweise sehr fester Boden. Ich erinnere mich schmerzhaft an Rennen, bei denen es über die nasse, tiefe Wiese ging, was damals alle Körner kostete und den Rücken zerlegt hat. Heute lief es hier aber Runde für Runde recht ordentlich, auch wenn einige PS-stärkere Fahrer schneller oben waren.

In der großen „Schweinesuhle“, die man nur laufend durch den knöcheltiefen Matsch überwinden konnte, war ich Runde für Runde froh und glücklich über meine wasserdichten Dexshell-Socken: Die hatte ich mir nach den „Horner-Rennbahn-Wasserspielen“ zugelegt und die sind wirklich klasse. Tragen sich sehr angenehm und die Füße bleiben selbst mit Schlamm & Wasser im Schuh trocken und warm.

Danach mit etwas Schwung leicht bergab in den nächsten Matschsektor: Hier fand ich gleich eine sehr gute Linie, die für mich in fast jeder Runde zur „Überholspur“ wurde. Die mittig in diesem Abschnitt platzierte Schikane komplett zu überfahren gelang aber nur einmal – das brauchte wirklich freie Bahn, eine perfekt getroffene Linie und gut Druck auf dem Pedal.

Zurück im mittleren Teil wurde es eklig: Glitschig bergauf, Sand, Matsch, nochmals bergauf, dünner Matsch in der Kehre … hier herrschte echter Kräfteverschleiß.

Zwischendrin ein paar wenige Meter fester Boden, dann wieder Sand matschige Spurrillen, Sand, Fußbad, Bergauf-Schikanen. Den „Jubel-Hügel“ konnte ich (glaube ich) nur einmal wirklich gut hochfahren:

In den folgenden Runde hatte ich das Problem, dass ein oder beide Füße nicht reichzeitig im Pedal waren und ohne die feste Verbindung war es aussichtslos.

Überhaupt wurde es im Lauf des Rennens immer schwieriger ins Pedal zu kommen, viele Passagen gingen dann nur wacklig mit lose aufliegendem Fuß und ohne die Möglichkeit auch zu ziehen, blieb ich an so mancher Stelle stecke, die ich zuvor noch fahren konnte – und dann war Laufen angesagt.

Das Geheimnis sollte sich Zuhause bei der Radwäsche lüften: Es klebte nicht nur reiner Matsch im Pedal und unter den Schuhen, sondern dieser war durchzogen von vielen, vielen Grashalmen – quasi eine Faser-Armierung, die den ganzen Klump enorme Haftkraft und Festigkeit verleiht. Dadurch waren auch meine ansonsten recht Schlamm-toleranten Time Pedale ziemlich wirkungsvoll verstopft.

Kurz vor Schluss jeder Runde wartete noch der Pumptrack: Mit dem hatte ich an diesem Tag auch nicht wirklich Freundschaft geschlossen, aber „watt mutt, datt mutt“.

Anders als bei den meisten anderen Rennen, bei denen ich recht weit vor und gut starte, um dann Platz für Platz hergeben zu müssen, lief es heute anders herum:

Auch wenn ich am Start schon Plätze gewonnen hatte, so waren doch immer noch reichlich Fahrer vor mir. Dieses Mal konnte ich mich im Laufe der ersten 4 Runden aber doch noch ganz gut Platz für Platz nach vorne arbeiten, auch wenn zwischendrin in so manchem Zweikampf auch mal wieder eine Platzierung flöten ging.

Aber das hat den Reiz der Sache nur noch erhöht: So mancher Fight Seite an Seite, mit dem im Matsch und den Bodenrillen schlingernden Räder – das sorgt für einen konstant hohen Adrenalin-Pegel, der dann ganz gut über die körperliche Mattheit hinweg half.

Da heute wieder kein M&M-Battle stattfand (Mario immer noch nicht ganz gesund und „nur“ als Helfer an der Strecke), musste Stefan das Uhrwerk mal wieder als einer der Battle-Partner einspringen:

Der war 4 Reihen vor mir gestartet, zur Rennmitte hatte ich mich dann an sein Hinterrad heran gearbeitet und war zum ersten Mal im hinteren Matschsektor auf meiner „Überholspur“ vorbeigezogen. Ein Konter gelang ihm kurz darauf, ehe ich ihn dann im folgenden Mittelsektor erst laufend dann fahrend hinter mir lassen konnte.

Ein Vereinskamerad der beiden, Michael, war hingegen ein nicht zu knackender Brocken: Ihn konnte ich zwar 3x an der gleichen Stelle (Rechskehre zwischen 2 Matschlöchern) überholen, jedoch konterte er immer laufend im Sand und hat mich zum Rennende hin endgültig niedergerungen und deutlich abgehängt.

Als letzter nicht überrundeter Fahrer war die letzte Runde dann ohnehin recht ereignisarm: Von hinten kam niCX mehr, einigermaßen entkräftet musste ich diese „Ehrenrunde“ noch drehen, wobei es immerhin noch 3 überrundete Fahrer einzusammeln gab. Ansonsten war es aber ein völlig entkräfteter Kampf mit der Bindungsunwilligkeit der Pedale und entsprechend häufigem Steckenbleiben/nicht in Schwung kommen/vom Rad müssen.

Unterm Strich kam ich bei den Masters als 7. ins Ziel – gar nicht schlecht, aber die Überraschung folgte mit dem Blick auf die Gesamtwertung:
Dank fleißiger Punktesammelei und der Tatsache, dass einige besser platzierte Großensee-Teilnehmer in Volksdorf nicht am Start waren (und umgekehrt), stehe ich im Moment doch tatsächlich auf der 2. Position! Diese Momentaufnahme werde ich mir schon mal in Gold gefasst einrahmen und dann bei Serienfinale in Kiel zusehen, dass nicht allzu viele Plätze verloren gehen.

Martins Platzierung ist noch ein wenig „im Fluss“: Scheinbar wurde seine Nummer bei der Zieleinfahrt (gemeinsam mit Uhrwerk Stefan) nicht vermerkt, so dass er zunächst als „DNF“ gewertet wurde – aber das ist in Arbeit.

Update: In der Tageswertung ist es nun mit dem 9. Platz wieder ein Top-Ten-Ergebnis und in der Gesamtwertung als 4. Mit nur einem Punkt Rückstand der erste Jäger des letzten Podestplatzes!

Ansonsten hat er sich bei seinem ersten Heavy-Mud-Race gut geschlagen: Ich dachte ja, dass er mich mit seinem deutlichen Kräftüberschuss irgendwann überholen würde, aber das passierte irgendwie nicht. So hat sich dann „Erfahrung&Technik“ doch noch mal knapp vor „Jugend&Power“ ins Ziel gerettet.

Hier gibt es das ganze Rennen aus meiner Onbord-Perspektive. Wer den Ton ganz laut dreht und eine Stoppuhr zur Hand hat, kann dann auch meine hochgetaktete Herzfrequenz ermitteln:

 

Bilder: Cyclocross Hamburg e.V. und Michael Richter: [url]https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/01/09/cyclocross-serie-nieuwjaarscross-07-01-2023/[/url] und Mario.

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