Bericht aus der Hobby-Klasse: Trek-Cyclocross-Serie 23/24, Nieuwjaarscross, 2. Tag

VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Trek-Cyclocross-Serie 23/24, Nieuwjaarscross, 2. Tag

NIEUWJAARSCROSS 2024, Tag 2:
Wenn ich nicht so gut in der Gesamtwertung platziert gewesen wäre – mich hätten an diesem Sonntag keine 10 Pferde vor die Tür bekommen. Die Bronchien rasselten immer noch. Rücken, Knie und der ganze traurige Rest taten weh. Die Beine schwer und kraftlos.
Aber: Wat mut dat mut.

Über Nacht und auch am Tag waren die Temperaturen noch um weitere 2-3°C gefallen, was die ganze Situation nochmals spannender machte.

Jörg hatte ja abgesagt, aber als ich vor Ort eintraf sah ich schon den Wagen vom Kieler Hinnerk:
Damit war für mich gedanklich schon einmal ganz klar, wer heute souverän den Tagessieg einfahren würde.

Streckenbesichtigung, den Limus-Reifen hatte ich zuvor noch je 0,1 bar weniger als gestern gegönnt:
Immer noch viel Matsch, Matsch und Matsch, allerdings wurde 2 Schleifen und damit auch die beiden ekligsten Laufpassagen aus der Strecke genommen – wahrscheinlich hätte man sich zumindest morgens in gefrorenem Zustand darin die Füße gebrochen.

Die erste Laufpassage kurz nach dem Start war so halb und halb:
Man konnte sie durchaus fahren, was allerdings sicher nicht schneller als Laufen war. So hatte ich mich hier zumindest für die Startphase gedanklich schon festgelegt, dass ich hier laufen würde.

Die zweite Laufpassage hatte hingeben bergaufführend links eine festgefahrene Spur, so dass man sie sehr gut fahren konnte und dabei auch schneller war als gestern zu Fuß.

Auch einige andere Abschnitte waren fester als gestern, so dass es besser rollte und dabei kraftsparender war. Allerdings gab es auch sehr viele sehr glatte Stellen: Viele Wurzeln, über die man am Vortag recht unbedarft drüberrollen konnte waren nun sauglatt und ganz oben die Schnecken-Kurven waren ebenfalls überwiegend tückisch-glatt. Die „Schikane“ an deren Ende ließ sich bei der Besichtigungsrunde fahren, war später im Rennen aber auch so glatt, dass es nur zu Fuß ging; und bergab auch nur mehr schlecht als recht.

Startaufstellung wie gestern:
Vorn die Hobby-Männer, wir Hobby-Masters dahinter. Michael und ich wieder die beiden ersten an der Startlinie – und auch der Rest der Startphase war aus meiner Sicht eine Doublette des Vortages:
Ab der Startgeraden vorn und als erster durch den 180°-Knick auf den Single-Trail Schräghang. An dessen Ende wie geplant runter vom Rad und mit schnellen Schritten durch die Passage – wieder rauf und dann war es wie gestern mit dünnem Matsch, recht gut zu fahrende Sandkiste und dem, was folgt.

Zwischen dem Bergauf-Absatz und dem bald darauf folgenden bergauf-Hang lief ich dieses Mal aber nicht, sondern fuhr dieses kleine Stück:
Hier war es nicht mehr so schlüpfrig wie am Vortag und so war dies die schnellere Variante.

Oben angekommen hieß es dann „Vorsicht vor den Wurzeln“, das war wirklich unangenehm – aber machbar. Sorge machte mir hier zunächst, dass ich schon hinter den langsameren Fahrern des Männer-Rennens hing – Überholen war schwierig bis unmöglich und nach der guten Startphase sah ich meinen kleinen Vorsprung dahinschmelzen.

Dann die ehemalige Laufpassage mit der kleinen Wall-Auffahrt am Ende – hier bremste mich wieder einer der Männer-Fahrer ein – aber zum Glück blieb ich nicht an der Kante hängen und konnte mich kurz darauf bergauf vorbeiquetschen.

Die Schnecken-Kurven ließen sich bei im Besichtigungs-Tempo ja ordentlich fahren, aber jetzt im Renntempo war das ein ganz heißer Ritt auf der Rasierklinge. Also Tempo drosseln um einigermaßen sicher hier durchzuwuseln.

Nach der Schikane bergab musste ich dann notgedrungen mit eigentlich zu viel Geschwindigkeit in die Matschfurche und durch die Rechtskurve, aber wegen der Glätte im Bergab-Hang war selbst leichtes Anbremsen kaum möglich – Augen auf und durch!

Der längere bergab- Matschsektor ging mit etwas festerem Matsch und breiteren Furchen auch wesentlich besser als am Vortag, die Schikane und die Wende am Ende ließen sich richtig gut fahren. Blick zurück: Michael und Hinnerk folgten, allerdings mit einigem Abstand.

Die gestern folgende Matsch-Laufpassage war hier weggefallen, so dass es gleich durch eines der massiven, tiefen Matschlöcher hindurch ging: Vorderrad anlupfend ging es gut hindurch ohne eine Rolle vorwärts hinzulegen. Der gestern eklige, mittleren Teil war zwar nicht schön aber fuhr sich spürbar geschmeidiger und kraftsparender als gestern, daher ging es mit deutlich weniger Puls zur Treppe am „Jubel-Hügel“.

Die Pedal-Problematik des Vortages war heute kein großes Thema – im Zweifel reichte es, den Fuß ein, zwei Mal auf´s Pedal zu schlagen und Platte / Mechanik waren wieder frei.

Das half hinter dem Hügel auch durch die schmale Spur zu fahren: Mit einem Fuß stabilisieren und dem eingeklickten anderen Fuß kurbeln und schon ging durch den Pumptrack – mit eingeklickter Pedalbindung auch eine sicherere Sache als am Vortag.

Auf der Start-Zielgeraden wieder der Blick zurück auf die Verfolger: Hinnerk vorn, dann Michael und Luigi – so ging es in die 2. Runde.

„Cool – eine ganze, komplette Runde in Führung liegend“ – das habe ich bislang noch nie geschafft. „Da lässt sich der Hinnerk also noch Zeit, ehe er mich platt macht.“ So ungefähr meine Gedanken zu dem Zeitpunkt.

Also mal gucken, wie weit ich diese Führung noch tragen kann. Da ich den Sieg zuvor gedanklich ohnehin schon bei Hinnerk verbucht hatte, war mein Fokus ja eh darauf gelegt, irgendwie vor Michael die Ziellinie zu überqueren und damit die Gesamtführung zu übernehmen.

Jetzt das Augenmerk also darauf gelegt, möglichst sauber und sicher alle technischen Schwierigkeiten zu meistern. Das fiel mir nicht allzu schwer, zumal es heute eben deutlich weniger kraftraubend als am Vortag war:
Einige Passagen rollten schlichtweg besser und vor allem die fehlenden Laufpassagen durch die tiefen, zähen Matsch haben gestern wirklichen Raubbau an den Kräften verursacht.
Dadurch liefen sowohl die Pumpe als auch die Atmung ein paar Takte langsamer und trotz kälterer Luft wimmerten die Bronchien nicht ganz so sehr um Gnade.

Und immer wieder der Check an den Kehr- und Wendepunkten: Der Abstand begann tatsächlich weiter anzuwachsen – was war da los? Machen die sich da hinten einen Spaß daraus und lassen mich zappeln? Egal, einfach weitermachen!

Wieder ging es über die Ziellinie in eine weitere Runde und der Abstand war schon ungewöhnlich groß geworden. Das ist mir ein bisschen unangenehm es hier zu schreiben, weil es bestimmt großkotzig klingt, aber:
Im direkten Vergleich zum Vortag, als ich kurz vorm Kollabieren stand, war es jetzt fast schon als „easy going“ zu bezeichnen. Im Grunde konnte ich es mir kräftemäßig ab der Rennmitte fast schon einteilen. Im Hinterkopf hatte ich natürlich trotzdem noch die Sorge, dass meine Kräfte nachlassen und die Jungs hinten noch richtig aufdrehen. Aber das passierte nicht: Der Abstand wuchs und wuchs, dieser Mix aus matschigen und frostig-glatten Bedingungen muss meine Mitstreiter doch ungewöhnlich stark eingebremst haben.

Und dann kam die Glocke zur letzten Runde: Noch einmal voll konzentriert überall hindurchsteuern und das Tempo halten – ja und dann war es tatsächlich vollbracht!

Nach gerade einmal 35 Jahren Radsport bin ich zum ersten Mal als erster über eine Ziellinie gerollt und das mit einem lupenreinen Start-Ziel-Sieg! Okay, das Prädikat „Senkrechtstarter“ habe ich damit wohl nicht verdient, aber egal.
Zu dem Zeitpunkt fuhr Hinnerk, der Zweiter wurde, gerade hinter dem Jubel-Hügel vorbei, der Abstand war also in der Tat mehr als beruhigend.

Tja, und so ging es dieses Mal also noch ein Treppchen weiter hinauf auf dem Siegerpodest.

In der Gesamtwertung liege ich nun mit 5 Punkten vor Michael und 14 Punkte vor dem Drittplatzierten Torsten. Das mag ziemlich gut klingen, allerdings findet das Saisonfinale dieser Serie wieder auf dem Kieler Nordmark-Sportfeld statt: Ein Kurs, der mir in keiner Weise entgegen kommt. Da ist vor allen ganz viel Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer gefragt, durch Fahrtechnik lässt sich da wenig kaschieren – im letzten Jahr bin ich dort komplett unter die Räder gekommen.

Von daher wird das Anfang Februar ein ganz heißes Tänzchen werden: „Kämpfen bis zum Umfallen“ lautet dann das Motto des Tages – mal schauen, wie die Sache dann ausgeht.

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Marco editor