Stevens Cross Cup 2023/24, 1. Lauf: Norderstedt

VonMarco

Stevens Cross Cup 2023/24, 1. Lauf: Norderstedt

Die Einleitung meines Berichts hat Fotograf Michael auf HFS schon perfekt ausformuliert:

… dann tat der Himmel seine Pforten auf und aus einem staubigen Cyclocross-Rennen wurde ein schwammig, matschiges Erlebnis …

Was so schön begann wurde dann feucht fröhlich(?) beendet. Der Regen hättte noch 3 Stunden warten können. Schon beim vorletzten Rennen der Elite/Masters 2/U23 fing es leicht an zu regnen. Beim letzten Rennen der Hobby Ü50 schüttete es dermaßen, dass selbst ich Zuflucht unter einem Zelt suchte. Diejenigen, die auf Sandreifen (Semislicks) gesetzt hatten, konnten dann ordentlich das Driften üben, denn einst sandige Waldboden verwandelte sich streckenweise in seifige Matschlandschaft.

Ja, wer nicht genügend Arbeit hat macht sich selbst welche bzw. macht sich selbst das Leben schwer – für dieses Wochenende gleich in doppelter Ausführung.

Das „sich selbst im Weg stehen“ begann bei mir ganz konkret eine Woche vor dem Rennen, denn da fuhr ich in der Emilia-Romagna noch die „Nove Colli“ – dummerweise waren von den ~6,5 Std. Fahrzeit 5 Stunden auch schüttender Regen bei durchschnittlich 13°C, wodurch ich die ganze letzte Woche rotzend-hustend-niesend mit einer fetten Erkältung flach lag. Die Entscheidung es heute doch zu versuchen um zumindest 2 Sockelpunkte mitzunehmen, fiel am Sonntag erst gegen Mittag.

Da es die Tage zuvor trocken war, konnte ich auch einen sandig-trockenen Kurs erwarten. Gegen 14 Uhr war ganz leichter Regen vorhergesagt mit max. 0,9 l/m² – das würde der Strecke dann in Sachen Griffigkeit wahrscheinlich sogar gut tun. Also hatte ich auf die „Chicane“-Bereifung gesetzt.

Früh am Vormittag war schon Martin im Hobbyrennen der Jahrgänge 1984-2006 dran und schlug sich erwartungsgemäß gut auf Platz 9:

Ich trudelte erst nach 13 Uhr ein, fuhr eine Runde und fand den Kurs schon zu trocken und staubig – spekulierte ja aber noch auf eine kleine Anfeuchtung von oben. Rückblickend muss ich wohl sagen: „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen: Sie könnten in Erfüllung gehen.“

Der Regen begann dann auch recht sachte während ich mich etwas aufwärmte. Als wir uns alle zur bevorstehenden Startaufstellung versammelten, war der leichte Regen dann aber in einen stattlichen Wolkenbruch übergegangen – und jetzt war es zu spät um auf die im Auto liegenden Grifo/Rhino zu wechseln.

PFIFF und ab: Klaus startete wie eine Rakete, ich kam im Verlauf der Startgeraden auch ganz ordentlich in Fahrt, aber durch die erste Linkskurve musste ich schon fast im Stile eines Speedway-Fahrers driften. Jörg, meist nicht so toll startend, zeigte sich hier schon rechts neben mir, und so konnte ich genügend Platz lassen und 2 bis 3 Tritte sachte treten, so dass er sich gleich an Klaus‘ Hinterrad heften konnte.

Im drauffolgenden Geschlängel der Strecke kam ich noch sehr gut zurecht und konnte den beiden noch folgen.
Zu meinem Erstaunen war nach hinten schon bald eine stattliche Lücke aufgegangen: Keine Ahnung ob es hinten Stürze gab oder die Jungs noch vorsichtiger durch die Kurven eierten, aber es sollte mir sehr recht sein.

Vorn konnte ich noch recht lange beobachten, dass Jörg sich wie ein Terrier an Klaus‘ Hinterrad verbissen hatte ich ihn vor sich her scheuchte; ab der 2. Runde fuhren sie mir dann aber auf und davon.

Nun folgte so etwas wie ein Déjà Vu des Vorjahres: Gegen Mitte der 2. Runden hatte sich Hinnerk nach und nach herangearbeitet und war an der Treppe direkt an meinem Hinterrad.

Die Treppe, die Bunkerschikane dahinter und die folgenden Kurven und eine lange Gerade konnte ich mich noch mit Zähnen und Klauen verteidigen, aber auf der nachfolgenden Geraden zeiget er mir, das Hubraum und PS eben doch durch nichts zu ersetzten sind. Dass er nun vor mir lag hatte dabei auch niCX mit meinen Reifen zu tun: Bis hierhin funktionierten sie noch erstaunlich gut und kein Reifen der Welt hätte mich vor Hinnerk halten können.


Durch die hier folgende Senke konnte man im Trockenen noch gut durchfahren – jetzt ging das nicht mehr.


Matsch fun!

Also war Platz 3 flöten gegangen, aber ich lag immer noch sehr viel besser im Rennen, als ich jemals mit dem dicken Schnupfen-Kopf zu träumen gewagt hatte. Daher hieß es jetzt: Sauber durch den Dreck fahren, keine Wurzel dumm treffen und trotzdem Schwung mitnehmen.

Das hatte zwar auf den beiden ersten Runden noch ganz gut geklappt, aber der Streckenzustand war sehr dynamisch: Praktisch jeden Ecke veränderte sich Runde um Runde und allmählich wurde es wirklich anstrengend und erforderte hier und da schon kleine Zaubertricks um nicht zu stürzen.

In der letzten Runde sah ich dann erfreut, dass Jörg es geschafft hatte an Klaus vorbei zu kommen und er fuhr schon mit einigem Abstand in Richtung Ziel & Sieg.

Auch über die restliche Wegstrecke klappte es bei mir sehr gut: Ich konnte die Lücke nach hinten offen halten und kam als 4. über den Zielstrich -WOW!

Völlig durchnässt noch schnell Jörg’s Siegerehrung

und die Verleihung des Leader-Trikots anschauen,

einen schnellen Kaffee und dann ging es schnell wieder heimwärts: Erst den Fahrer heiß und dann das Rad lauwarm abgeduscht.

 

Bilder: Michael Richter Stevens CycloCrossCup – Norderstedt – 1.10.2023 – Helmuts-Fahrrad-Seiten.de

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